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Die Zukunft das Internets
Das Internet hat viele Probleme. Eines davon ist das Geschäftsmodell, in dem der Gewinn von der Aufmerksamkeit der Nutzer abhängt und polarisierende Inhalte mehr Klicks erzeugen.
Aktuell vollzieht sich ein Wandel. Statt Suchmaschinen verwenden Nutzer zunehmend Chatbots als Antwortmaschinen.
Während Suchmaschinen die Nutzer auf die Webseiten der Inhaltsersteller leiteten, präsentieren jetzt Chatbots Antworten, die einen Besuch beim eigentlichen Bereitsteller der Information nicht mehr notwendig machen. Das ist ein wirtschaftliches Problem für Webseitenbetreiber, die immer weniger Geld durch Werbung und die Vermarktung persönlicher Daten verdienen.
Der Dienstleister Cloudflare bietet Webseitenbetreibern an, das „Scrapen“, also das Abgreifen von Informationen durch Chatbots, zu unterbinden, sofern mit dem Betreiber des Chatbots keine finanzielle Gegenleistung für das Verwenden der Inhalte vereinbart wurde.
In einem Interview mit Fred Vogelstein beschreibt der Cloudflare CEO Matthew Prince seine Vision von der Zukunft des Internets als Informationsmedium:
“And so if it’s true that the future of being an answer engine is driven by who has access to the most unique content, if I’m Google, I’m like, ‘ Hey, a new sheriff’s in town. We will insist you have to pay for content. And we’re gonna be the first ones out there doing the exclusive deals so that our answer engine is better than everybody else,’ ” he said.
Prince hofft darauf, dass die Anbieter von Chatbots für Exklusivrechte an qualitativ hochwertigen Informationen zahlen werden um eine Dienstleistung anzubieten, die gewinnbringend monetarisiert werden kann.
Leider bleibt die Frage offen, warum die Mechanismen, die das Internet in seiner bisherigen Form kaputt gemacht haben, nicht auch das neue System über kurz oder lang kaputt machen sollten.
USA rufen Technologieunternehmen zum Gesetzesbruch auf
Die EU hat ein Reihe von Gesetzen erlassen, um die Rechte ihrer Bürger in der digitalen Sphäre zu schützen. Ein wichtiges Regelwerk ist der Digital Services Act (DSA).
Sehr große Online-Plattformen müssen strengere Verpflichtungen erfüllen, die in einem angemessenen Verhältnis zu den erheblichen gesellschaftlichen Risiken stehen, die von ihnen ausgehen, wenn sie illegale und „schädliche“ Inhalte (harmful content), einschließlich Desinformationen, verbreiten.
Illegale und schädliche Inhalte sind allerdings Teil des Geschäftsmodells vieler Plattformen.
Die aktuelle US-Administration bewertet die Gewinne der Technologieunternehmen höher als das Wohlergehen von EU-Bürgern. So fordert die Behörde FTC jetzt US-Unternehmen, die in Europa Geld verdienen, auf, sich nicht an die EU Regeln zu halten.
Das Zeitalter der Altersverifikation
Der Zugang zu altersbeschränkten Internetangeboten ist für jedermann, auch ohne Nachweis der Volljährigkeit möglich.
Die Regulierungsbehörden in Großbritannien machen seit letzter Woche Altersverifikationen zur Pflicht. Dies betrifft nicht nur pornografische Angebote, sondern auch Plattformen.
> Some of the biggest porn websites—including Pornhub and YouPorn—have said that they will comply with the new rules. And social media sites like BlueSky, Reddit, Discord, Grindr, and X are introducing UK age checks to block children from seeing harmful content.
Diese Zugangsbeschränkungen werden keinen Jugendlichen vom Pornokonsum abhalten. Sebastian Meineck schreibt auf netzpolitik.org:
> Stand aktuell werden die hart erkämpften Alterskontrollen keinen einzigen britischen Jugendlichen von Pornos fernhalten. Mit simplen Mitteln wie VPN-Software oder dem Tor-Browser lassen sich die Kontrollen kinderleicht umgehen. Sie verfehlen ihren angeblichen Zweck.
In Wirklichkeit ist die Altersverifikation ein weiterer Schritt hin zur Abschaffung der Freiheit im Netz.
> Die Einführung der Alterskontrollen könnten sich nämlich nur als der erste Akt einer Tragödie erweisen, um Stück für Stück Anonymisierungs-Dienste wie VPN-Software oder Tor zu kriminalisieren. Solche Dienste gehören in den Werkzeugkasten digitaler Selbstverteidigung, um Grundrechte wie Datenschutz, Privatsphäre oder Informationsfreiheit zu wahren und Zensur zu umgehen.
Was Kindern im Netz wirklich helfen würde, ist Aufklärung. Und zwar durch Eltern, die sich selbst über die Gefahren im Internet informieren, und dieses Wissen an ihre Kinder weiter geben.,
Die Selbsteinschätzung der Verwirrten
Traurig aber wahr: Die Tatsache, dass Verschwörungserzählungen heute eine so wichtige Rolle in „modernen“ Gesellschaften spielen, zwingt leider auch diejenigen, die Aberglauben für ein Relikt der Vergangenheit hielten, sich mit den Mechanismen auseinander zu setzen.
Anstatt Verschwörungsgläubige als dumm abzutun, versucht die Wissenschaft die Mechanismen zu ergründen, die Menschen zum Verschwörungsglauben bringen. Jennifer Ouellette spricht für arstechnica mit dem Psychologen Gordon Pennycook.
Dieser stellt fest, dass der geringe Anteil an einer Versuchsgruppe, der an eine Verschwürungserzählung glaubt, fälschlicherweise annimmt, zur Mehrheit zu gehören.
> And while a majority of participants believed a conspiracy’s claims just 12 percent of the time, believers thought they were in the majority 93 percent of the time. This suggests that overconfidence is a primary driver of belief in conspiracies.
Hier wirkt eine Fehleinschätzung als verstärkender Faktor für eine andere.
Pennycook erläutert den Einfluss dieser Fehleinschätzung:
> Overconfidence is one of the most important core underlying components, because if you’re overconfident, it stops you from really questioning whether the thing that you’re seeing is right or wrong, and whether you might be wrong about it. You have an almost moral purity of complete confidence that the thing you believe is true. You cannot even imagine what it’s like from somebody else’s perspective. You couldn’t imagine a world in which the things that you think are true could be false. Having overconfidence is that buffer that stops you from learning from other people. You end up not just going down the rabbit hole, you’re doing laps down there.
Es scheint sich um ein übergeordnetes Problem zu handeln, für das der Forscher keine Lösung sieht:
> You can’t have a conversation with somebody who doesn’t want to have the conversation. […] But you can’t really convert someone who doesn’t want to be converted. So I’m not sure that there is an answer. I think that’s just the way that humans are.
Menschen sind, wie sie sind. Das erklärt vieles.
Aus Fehlern lernen (oder eben nicht)
Warum wählen Menschen Parteien wie die FDP oder die AfD, die erwiesenermaßen keine Politik in ihrem Interesse machen?
Jennifer Ouellette hat für arstechica eine Untersuchung der Univeristät New South Wales ausgewertet. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass ein überraschend großer Anteil der Menschen nicht in der Lage sind, kausale Zusammenhänge zwischen den eigenen Handlungen und deren Folgen zu erkennen.
> Researchers […] suggest that the core issue is that such people don’t seem able to make a causal connection between their choices/behavior and the bad outcome
Die Gruppe der Menschen, die nicht erkennen, dass sie selbst das Problem sind, lässt sich nochmal unterteilen: Ein Teil versteht die Zusammenhänge, wenn man sie ihnen erklärt. Der andere Teil verweigert die Einsicht entgegen aller Hinweise auf die realen Zusammenhänge.
> The researchers admit it’s a bit perplexing that so many Compulsives still persisted in making bad choices, even after receiving new information.
Die Ursachen für dieses Verhalten sind noch unbekannt. Eine Möglichkeit könnte mit der Häufigkeit (nicht der Schwere) der negativen Konsequenzen der fehlerhaften Selbsteinschätzung liegen.
Die Forscher empfehlen dennoch, verwirrten Menschen Ratschläge für erfolgversprechenderes Handeln zu geben. Das wird nicht bei jedem Erfolge zeitigen, aber es kostet nichts und kann doch so manchen zum Umdenken bewegen.
Das Strafrecht vs. X
Bereits 2024 wurden in Großbritannien Menschen durch Falschmeldungen auf X zu Gewalt und rassistischen Unruhen aufgestachelt.
Elon Musk persönlich versuchte einen Bürgerkrieg zu starten.
> Elon Musk, […], erklärte wenige Tage nach Beginn der Unruhen einen Bürgerkrieg in Großbritannien für unausweichlich […]. Ebenso beteiligte er sich an der Verbreitung von Inhalten, die zu einer Spaltung der britischen Gesellschaft beitragen könnten. Über die Gründe seines Handelns ist nichts bekannt.
Dies Art der Manipulation will Frankreich nicht mehr hinnehmen und hat strafrechtliche Ermittlungen gegen X wegen Bildung einer organisierten Bande im Zusammenhang mit zwei konkreten Vorwürfen gestartet.
> – Altération du fonctionnement d’un système de traitement automatisé de données en bande organisée ;
> – Extraction frauduleuse de données d’un système de traitement automatisé de données en bande organisée
Auf heise.de werden diese Vorwürfe wie folgt übersetzt:
> – Manipulation der Funktion eines Systems zu automatischer Datenverarbeitung durch eine organisierte Bande
> – Betrügerische Ausleitung von Daten aus einem solchen System durch eine organisierte Bande
Der Autor Daniel AJ Sokolov erklärt die Bedeutung der Einstufung als organisierte Bande:
> Einen besonderen Nerv hat die Einstufung als organisierte Bande (bande organisée) getroffen. „Diese Beschreibung, die in der Regel für Drogenkartelle und mafiöse Gruppen reserviert ist, ermöglicht der französischen Polizei nach französischem Recht auf erweiterte Ermittlungsbefugnisse zurückzugreifen“, darunter das Abhören von Geräten
Die deutsche Staatsanwaltschaft sollte sich ein Beispiel nehmen und ebenfalls Ermittlungen einleiten. Wenn deutsche Politiker zu feige sind, sich mit dem Faschisten Musk anzulegen, oder sogar wie Robert Habeck weiterhin dessen Plattform nutzen, dann müssen Ermittlungsbehörden einschreiten. Wer unseren Staat angreift, der muss sich dafür vor Gericht verteidigen.